Übersetzungen - Content-Qualität in einer globalisierten Welt

Stolperstein Nr. 2: Der Übersetzer lässt ein gutes Sprachgefühl für das Deutsche vermissen.

Original: “And, thanks to features like real-time sync, byte-level replication and distributed file locking, collaborating teams in both [location1] and [location2] were able to achieve a high level of productivity via their ability to quickly access and edit current versions of shared project files, all stored on their local servers.”

„Schnellübersetzung“: „Und, dank Funktionen wie Echtzeit-Synchronisation, Replikation auf Byte-Ebene und verteilte Dateisperre konnten kollaborierende Teams sowohl in [Niederlassung1] als auch in [Niederlassung2] durch ihre Fähigkeit, schnell die aktuellen Versionen von gemeinsamen Projektdateien, gespeichert auf lokalen Servern, zuzugreifen, ein hohes Niveau an Produktivität erreichen.“

Bessere Übersetzung: „Und dank Funktionen wie Echtzeit-Synchronisation, Replikation auf Byte-Ebene und Sperrung verteilter Dateien (Distributed File Locking) können Teams sowohl in [Niederlassung1] als auch in [Niederlassung2] jetzt wesentlich produktiver zusammenarbeiten – denn sie können aktuelle Versionen ihrer gemeinsam genutzten Projektdateien schnell öffnen und bearbeiten, weil diese lokal auf den eigenen Servern gespeichert sind.“

Auch hier wäre beim Übersetzen natürlich etwas Hintergrundwissen hilfreich gewesen („verteilte Dateisperre“ macht wenig Sinn), vor allem aber ist die Struktur des englischen Originalsatzes ungeeignet, um direkt im deutschen Pendant reproduziert zu werden. Zugegeben, auch die finale Übersetzung ist ein Kompromiss und als einzelner Satz eigentlich zu lang, zumindest aber akzeptabel, im Gegensatz zum Vorschlag des Übersetzungsdienstes.

Darf es noch ein bisschen billiger sein?

Wie kommen nun solche Ergebnisse zustande – verstehen die Übersetzer ihr Handwerk nicht? Doch – wenn sie dürften, wie sie könnten, würde das Resultat sicherlich in vielen Fällen ansprechender ausfallen (zumindest bei Übersetzungsdiensten, die explizit Fachübersetzungen für verschiedene Themen anbieten). Aber bei Preisen von xx Euro pro Zeile bleibt diesen Übersetzern schlicht keine Zeit, die von ihren automatischen Übersetzungsprogrammen angebotene Rohübersetzung sorgfältig zu überarbeiten und dabei auch noch inhaltliche Unklarheiten nachzurecherchieren.

Dieses Problem beschränkt sich nicht auf Übersetzungen, sondern gilt heute leider für jegliche Content-Erstellung. Natürlich kennen wir Angebot, Nachfrage und Preisstrukturen in unserem Umfeld, und die folgenden Beispiele von Preisen für die Erstellung von Online-Shoptexten, SEO-Texten für Websites usf. bedürfen eigentlich keiner weiteren Worte.

Beispiel 1: Höchste Content-Qualität, 300 Wörter, ca. 25 EUR
Beispiel 2: Höchste Content-Qualität, 300 Wörter, ca. 9 EUR
Beispiel 3: Content, 300 Wörter, ab ca. 4 EUR

Übrigens: Im Preis dieser Angebote soll eine Recherche der Autoren enthalten sein.

Fazit: Die Voraussetzungen für eine gute Übersetzung

Erstens: Gute Übersetzungen brauchen guten Input – meistens.
Klar: Der Ausgangstext sollte schon gut sein. Denn eigentlich kann eine getreue Übersetzung nicht besser sein als das Original. Aber das ist ja gerade das Dilemma vieler regionaler Niederlassungen, die mit ihren zentralen Inhalten häufig nicht hundertprozentig zufrieden sind. Die gute Nachricht: Es gibt auch hier Wege, den Charakter einer Übersetzung zu wahren und dennoch ansprechender, kohärenter und zielgruppengerechter zu schreiben. Das geht allerdings nur in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber, damit wir wissen, welche Spielräume wir haben, welche Schwerpunkte anders gesetzt werden sollen und wie zum Beispiel die Copyright-Lage aussieht.

Zweitens: Der Übersetzende muss über die notwendigen fachlichen Kenntnisse verfügen.
Ich glaube, das sollte inzwischen klar sein – Übersetzungsdienste, die nicht auf Ihre Branche spezialisiert sind, können höchstens grobe Vorübersetzungen liefern. Diese bringen aber dann meist ganz neue Probleme mit sich, weil es gar nicht so leicht ist, schlechte Texte zu optimieren und sich dabei, wenn nötig, immer ausreichend vom Vorliegenden zu lösen. Das bringt mich zum nächsten Punkt:

Drittens: Lektorat bzw. Endkorrektur sollte ein textlich versierter Muttersprachler durchführen.
Meist finden sich die für eine perfekte Übersetzung notwendigen Fähigkeiten – sprachliche und fachliche – nicht in einer Person vereint: Ein guter Übersetzer rettet die Inhalte verlustfrei ins Deutsche hinüber, aber erst ein guter Texter macht daraus dann einen zielgruppengerechten Text, den Ihre Adressaten gerne lesen. (Bei uns im Team gibt es allerdings ein paar Personen, die alle notwendigen Talente mitbringen. Aber glauben Sie uns: Wir haben lange gesucht…). Also: Wie immer Sie an Ihre übersetzten Inhalte gelangen, achten Sie darauf, dass ein Muttersprachler mit Texterfahrung und einem guten Sprachgefühl für das Deutsche das finale Lektorat durchführt. Sonst erhalten Sie diese typischen Fachtexte mit anglizistisch verschachtelten Satzkonstruktionen, die man heute so oft im Internet findet.

Übrigens: Wenn wir Fachtexte auf Englisch erstellen, gehen wir ebenso vor: Alle Texte werden von Muttersprachlern gegengelesen. Sicher ist sicher.

Sollten Sie an einem Austausch über dieses Thema interessiert sein, rufen Sie an. Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Praxisbeispiele finden Sie unter www.ucm.de/b2b-projekte oder www.ucm.de/kunden.

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